top of page

4 Ohren hören mehr als 2 Ohren

ree

Das 4-Ohren-Modell – Wie Du endlich verstanden wirst

Warum wir oft aneinander vorbeireden – und was Schulz von Thun damit zu tun hat

Es war einer dieser grauen Morgen, an denen man einfach nur schnell irgendwo ankommen will.Im Auto: ein Ehepaar. Die Ampel springt auf Grün – aber der Wagen steht still.„Egon, die Ampel ist grün!“ sagt sie, leicht genervt.Er sieht sie an, hebt eine Augenbraue und antwortet:„Ja, ich hab’s gesehen. Du musst mich nicht ständig belehren.“

Stille. Und ein kleiner Stich im Bauch.Ein Satz, vier Wörter – und trotzdem zwei völlig verschiedene Welten.

Vier Schnäbel, vier Ohren

So banal die Szene klingt – sie ist ein Klassiker in der Kommunikationspsychologie.Friedemann Schulz von Thun, Professor aus Hamburg, hat genau daraus sein berühmtes Vier-Ohren-Modell entwickelt.Er sagt:

Wir reden nicht mit einem, sondern mit vier Schnäbeln.Und wir hören nicht mit einem, sondern mit vier Ohren.

Jede Nachricht, die Du aussendest, hat vier Seiten.Und jedes Mal, wenn Du etwas hörst, entscheidest Du – meist unbewusst – auf welchem Ohr Du gerade zuhörst.

Die vier Seiten einer Nachricht – und was sie bedeuten

Lass uns die Geschichte von Egon und seiner Ampel noch einmal hören.Sie sagt: „Die Ampel ist grün.“

Was kann das heißen?

  1. Sachebene: Die Ampel ist tatsächlich grün.

  2. Selbstkundgabe: Ich bin ungeduldig.

  3. Beziehung: Ich traue Dir nicht zu, selbst aufzupassen.

  4. Appell: Fahr endlich los!

Vier Botschaften – in einem Satz.

Und hier liegt die Magie (oder das Chaos) der menschlichen Kommunikation:Während sie vielleicht nur Fakten mitteilen wollte, hört er auf dem Beziehungs-Ohr – und fühlt sich kritisiert.Zack. Missverständnis perfekt.

Wenn vier Ebenen aufeinandertreffen

Schulz von Thun nannte das „Das Kommunikationsquadrat“.Ein einfaches Modell, das aber eine tiefe Wahrheit offenbart:

Kommunikation ist kein Austausch von Worten, sondern ein Austausch von Bedeutungen.

Wenn Du sprichst, sendest Du immer:

  • Was Du sagst.

  • Was Du über Dich zeigst.

  • Wie Du zum anderen stehst.

  • Was Du willst.

Und Dein Gegenüber hört – je nach Stimmung, Beziehung und Tagesform – auf einer dieser Ebenen lauter als auf den anderen.


Warum das Missverständnis so menschlich ist

Erinnerst Du Dich an den letzten Moment, in dem Du dachtest:„Das habe ich gar nicht so gemeint!“?

Vielleicht war es eine beiläufige Bemerkung:„Deine Jacke ist offen.“

Du meintest es fürsorglich.Aber Dein Gegenüber hört Kritik:„Immer muss ich auf Dich aufpassen.“„Ich bin nicht ordentlich genug.“

Ein Satz, zwei Bedeutungen – und eine kleine Unsicherheit dazwischen.Das passiert jeden Tag.In Beziehungen.Im Job.In jeder WhatsApp-Nachricht.

Schulz von Thun und die Kunst der Selbstklärung

Schulz von Thun hat das 4-Ohren-Modell nicht erfunden, um uns zu belehren –sondern um uns bewusster zu machen.

Er sagte:

„Gelungene Kommunikation beginnt bei Dir selbst.“

Wenn Du weißt, was Du wirklich fühlst, willst und meinst,dann sprichst Du klarer.Dann hören Dich andere auch klarer.

Diese Fähigkeit nennt er Selbstklärung –und sie ist die Grundlage für echte, stimmige Kommunikation.


Eine Übung für mehr Klarheit im Gespräch

Hier eine kleine Übung, die fast magisch wirkt, wenn Du sie ernsthaft machst:

  1. Nimm ein Gespräch auf, das Dir wichtig ist – mit Freund:in, Partner:in oder Kolleg:in.

  2. Schreibe die Sätze auf.

  3. Notiere in vier Spalten:

    • Was wurde gesagt?

    • Was war die Selbstkundgabe?

    • Welcher Beziehungston schwingt mit?

    • Welcher Appell steckt dahinter?

  4. Und jetzt das Spannende:Lass Dein Gegenüber das Gleiche tun.

Vergleicht Eure Wahrnehmungen.Du wirst sehen: Eure „Ohren“ hören manchmal völlig andere Dinge.Und genau dort – in dieser Differenz – beginnt echtes Verständnis.


Warum das Modell so gut ins Coaching (und NLP) passt

Das 4-Ohren-Modell war auch mein Einstieg in die Kommunikationspsychologie –lange bevor ich mit NLP gearbeitet habe.Seine Einfachheit macht es so kraftvoll.

Im Coaching hilft es Dir:

  • bewusster zuzuhören,

  • Deine eigenen Reaktionen zu verstehen,

  • Deine Sprache präziser zu wählen.

Im NLP nennen wir das „Kommunikation ist das, was ankommt.“Und Schulz von Thun liefert uns die Landkarte dazu.


Mini-Check: Auf welchem Ohr hörst Du?

Nimm Dir einen Moment.Denk an den letzten Satz, der Dich verletzt hat.Jetzt frag Dich:

  • Was war die Sachinformation?

  • Was hat der andere über sich verraten?

  • Wie sieht er mich?

  • Was wollte er von mir?

Vielleicht war’s gar nicht so gemeint.Vielleicht hast Du nur auf dem falschen Ohr gehört.


Friedemann Schulz von Thun – der Mensch hinter dem Modell

Geboren 1944 in Soltau, Psychologe, Professor, Forscher.Mit seinem Buch „Miteinander reden“ (1981) wurde er berühmt.Heute steht sein Name für eine ganze Generation von Menschen,die Kommunikation nicht mehr als reinen Informationsaustausch verstehen,sondern als Spiegel unserer inneren Welt.

2007 gründete er das Schulz von Thun-Institut für Kommunikation in Hamburg –bis heute ein Ort, an dem man lernt, Menschen wirklich zu verstehen.


Fazit: Kommunikation ist keine Mathematik

Du kannst das 4-Ohren-Modell auswendig kennen –und trotzdem missverstanden werden.Aber wenn Du bewusster wirst, offener zuhörst und klarer sprichst,verändert sich etwas.Nicht nur im Gespräch.Sondern in Deiner ganzen Art, mit Menschen umzugehen.

Denn am Ende ist Kommunikation nichts anderes als das:Ein Versuch, gesehen, gehört und verstanden zu werden.

„Zwischen dem, was ich denke, was ich sage, was Du hörst und was Du verstehst, liegen oft ganze Welten.Aber jede gelungene Kommunikation baut eine Brücke dazwischen.“

🧭 Übung für die Woche:Höre bewusst auf allen vier Ohren.Achte auf den Ton, auf die Botschaft dahinter –und frag Dich: Wie könnte das sonst gemeint sein?

Mit der Zeit wirst Du bemerken:Je besser Du hörst, desto klarer wirst Du selbst.

✳️ Im Coaching erfährst du einfach mehr: Wie Coaching Deine Wahrnehmung schärft – und warum jedes Gespräch ein Spiegel Deiner inneren Welt ist.

 
 
 

Kommentare


bottom of page